Direkt zum Hauptbereich

Von Brüggen zum Schwalmbruch

 

Eine wunderbare und abwechslungreiche Fahrradtour entlang der Schwalm beginnt in Brüggen. Im Herzen der schnuckeligen Altstadt steht eine Burg, welche das Wahrzeichen der Gemeinde ist. Seit 1976 beherbergt diese Burg ein Museum. In dem früheren Naturkundemuseum sah ich als Kind zum ersten Mal einen ausgestopften Bison aus nächster Nähe, was mich damals ehrfürchtig erstaunen ließ. Es war für mich, im zarten Alter von vielleicht fünf Jahren, schon abenteuerlich genug, wie früher die Ritter in einer Burg herumzulaufen, aber dieses riesige Vieh mit dem dicken, gehörnten, schwarzen Schädel im Burgsaal war der Knüller und natürlich auch voll gruselig für einen kleinen, jungen Menschen.

Am Westring hinter der Brücke über die Schwalm schlängelt sich ein Weg am Flussufer entlang in die Dilborner Benden, einem Gebiet mit Feuchtwiesen und Teichen. Hier wurde Mitte der 90er Jahre der natürliche Verlauf der Schwalm wiederhergestellt und damit ein wunderschönes Biotop geschaffen. Dort trifft man automatisch auf den sogenannten Planetenweg. Auf diesem astronomischen Lehrpfad kann man das Sonnensystem erwandern. Anhand von Planetenstelen vermittelt der Pfad interessante Informationen über unsere kosmische Heimat. Auch dieser Weg wird gut unterhalten und ist barrierefrei.

Trifft man schließlich auf die Oebeler Straße, fährt man nach links und hinter der Brücke direkt wieder nach rechts. Der Weg folgt dem Verlauf der Schwalm durch den Wald bis zum Dahmensee. Diesem folgt ein weiterer Baggersee und auf der gegenüberliegenden Seite der Venekotensee. Es gibt überall kleine Buchten mit sandigen Stränden, die zum Reinhüpfen einladen. Da das Schwimmen hier eigentlich nicht erlaubt ist, habe ich eine Strategie entwickelt, mit der ich mein Gewissen und etwaige Ordnungshüter beruhigen kann. Wenn ich irgendwo ins Wasser gehe, sammle ich immer die Hinterlassenschaften meiner Vorgänger auf. Deshalb habe ich neben einem Taschenaschenbecher immer eine Mülltüte dabei. Am See im Wald zahle ich ja auch keinen Eintritt, da ist es nur ein fairer Deal, wenn ich den Platz, den ich vorübergehend unsachgemäß benutze, auch etwas pflege. Gerade wenn das Baden nicht ausdrücklich erlaubt ist. 

 


An dem namenlosen Baggersee habe ich an einem schwülen Hochsommertag einmal eine ziemlich komische Situation erlebt. Zusammen mit drei Freunden hatte ich meine Lieblingsbucht verlassen vorgefunden. Sehr glücklich darüber, hatten wir ganz flott unsere Decken ausgelegt und saßen, wie Gott uns geschaffen hatte, mit einem kühlen Bierchen in der Hand am Strand. Eigentlich hätte nichts diesen perfekten Moment trüben können. Doch leider musste ich, als ich mir eine Kippe anzünden wollte, feststellen, dass ich mein Feuerzeug wohl im Auto vergessen hatte. Auch meine Begleiter, welche allesamt Nichtraucher waren, konnten mir nicht weiterhelfen. Scherzhaft drohte ich ihnen, mir für die Zukunft, brauchbarere Freunde zuzulegen und mit ihnen Schluss zu machen, wenn sie nicht endlich mit dem Rauchen anfangen würden. Nachdem wir unsere Biere geleert hatten, stiegen wir in den See. Ich stand schon bis zur Gürtellinie im Wasser, als ich am Ufer zwei Menschen mit Hund ausmachen konnte. Einer von ihnen war ein guter Bekannter aus Mönchengladbach, der wie ich immer schon geraucht hatte. Ich watete also zu den Neuankömmlingen und wurde von diesen mit Feuer versorgt. Wir standen zusammen am Strand und quatschten, bis der Labrador plötzlich eine sanfte Kopfbewegung machte und mir ganz beiläufig über den Sack leckte. Irritiert und leicht entsetzt starrte ich mit offenem Mund erst den Hund und dann seinen Besitzer an. Als dieser meiner Verwunderung gewahr wurde, sagte er mit ruhiger Stimme: „Macht der schomma. – Hast' Glück gehabt, dat er nich nach ner Fliege geschnappt hat! – Sonst wär'er jetz ab!!“ Darauf brach das Lachen mit aller Gewalt aus uns heraus. Nur der Hund wirkte jetzt leicht irritiert. 

 

 Am Ende der Seen beginnt der Elmpter Schwalmbruch. Dieses Naturschutzgebiet ist wirklich ein Juwel und neben dem De Wittsee für mich der schönste Fleck im Naturpark Schwalm-Nette. Der Schwalmbruch ist sehr abwechslungsreich. In der leicht hügeligen Heidelandschaft liegen kleinere Gewässer und Wälder adrett verteilt. Ein kleines Paradies für allerhand Getier und naturverbundene Menschen. Die Wege sind prima in Schuss gehalten und gut zu Fuß, mit dem Rad oder dem Rolli zu bewältigen. Unter der Woche ist es hier teilweise so ruhig und menschenleer, dass man im Sommer mit etwas Glück auch Eidechsen und Blindschleichen zu Gesicht bekommen kann. Es gibt verschiedene Rundwege durch das Naturschutzgebiet, die hervorragend ausgeschildert sind und die Besucher dazu einladen, ganz unterschiedliche Entdeckungstouren zu machen. Über Stunden kann man sich hier „verirren“ und einfach treiben lassen. Es gibt auch immer wieder interessante Stellen, die zum Pausieren auf einer Bank einladen. Im Zentrum des Schwalmbruchs steht ein Aussichtsturm, der eine wirklich tolle Aussicht bietet. Vor dem Turm befindet sich eine Schautafel mit Fotos von Tieren, die beim Überqueren einer nahegelegenen Grünbrücke über die A 61 geschossen wurden. Neben Bildern von heimischen Wildtieren wie Hase, Reh und Wildschwein hängt dort auch eines von einer Landschildkröte und verleiht der Szenerie damit einen Hauch von Exotik.

Im Westen grenzt der Schwalmbruch an Limburg. Und es lohnt sich, einen kleinen Abstecher in die Niederlande zu unternehmen. Seit wenigen Jahren befindet sich auf der Rückseite des Freibads De Bosberg, zu beiden Ufern der Schwalm, ein liebevoll angelegter Natuurwandelpad mit unzähligen kleinen Brücken über das Flüsschen, welches wenige Kilometer weiter in die Maas mündet. An dieser Stelle endet die Tour und es geht wieder zurück Richtung Brüggen. Wenn man den Ausgangspunkt erreicht, hat man rund 25 Kilometer Erlebnisreise hinter sich gebracht. Eine Tour durch den Schwalmbruch ist zu jeder Jahreszeit ein faszinierendes Erlebnis.