Direkt zum Hauptbereich

Posts

Prolog

Das platte Land hat es mir angetan. Zwar war ich früher auch sehr gerne, per pedes in den Bergen unterwegs, aber das funktioniert nicht mehr gut. Auf Grund einer Polyneuropathie knicken meine Füße bei Unebenheiten schnell um. Wenn ich gehe, muss ich ständig auf den Boden schauen, um etwaigen Stolperfallen auszuweichen. Wandern fällt also mittlerweile flach. Und auch malerische Altstädte sind mir zu Fuß ein Graus. Hätte ich im Mittelalter gelebt, hätte man mich wahrscheinlich „Ritter von Beule“ genannt, da ich durch ständige Stürze meine schöne Rüstung ramponiert hätte. Wenn ich über Kopfsteinpflaster balanciere, strengt das nicht nur sehr an, ich sehe auch aus oben genanntem Grund so gut wie nichts von meiner Umgebung. Die gepflasterten Plätze in Brügge, Florenz oder Kopenhagen sehen sich dann auch verdammt ähnlich. Pflastersteinkunde ist wirklich kein Hobby für mich! Mein 40 Jahre altes Hollandrad ermöglicht es mir jedoch, über Stock und Stein an Orte zu gelangen, die ich zu Fuß kau
Letzte Posts

Die Krickenbecker Seen

In der Regel starte ich meine Seen-Radrundfahrt an der Jugendherberge in Hinsbeck. Von dort aus führt mich mein Weg am sehenswerten Amandusbrunnen vorbei zum Aussichtsturm auf dem Taubenberg, der mitten im Wald steht, aber auf Grund seiner Höhe von knapp 30 Metern über die Baumkronen hinausragt. Der Holzfachwerk-Turm aus den 70er Jahren war nach der Renovierung 2005 plötzlich doppelt so hoch und so kann man von ganz oben einen grandiosen Rundumblick über die Hinsbecker Höhen und die dazugehörigen, umliegenden Seen genießen. Für Menschen mit Höhenangst ist der Aufstieg schon etwas abenteuerlich, aber von den Vögeln und Eichhörnchen, denen man unerwartet auf Augenhöhe begegnet, kann man sich prima ablenken lassen. Ab der ersten Hälfte, versehen mit breiten Holzstufen, führt eine Stahlspindeltreppe zur neuen Aussichtsplattform. Sehr hilfreich ist, dass es links und rechts der Treppe zwei Handläufe gibt. So kann man beidhändig gesichert den zweiten Teil des Aufstiegs locker bewältigen, a

Von Brüggen zum Schwalmbruch

  Eine wunderbare und abwechslungreiche Fahrradtour entlang der Schwalm beginnt in Brüggen. Im Herzen der schnuckeligen Altstadt steht eine Burg, welche das Wahrzeichen der Gemeinde ist. Seit 1976 beherbergt diese Burg ein Museum. In dem früheren Naturkundemuseum sah ich als Kind zum ersten Mal einen ausgestopften Bison aus nächster Nähe, was mich damals ehrfürchtig erstaunen ließ. Es war für mich, im zarten Alter von vielleicht fünf Jahren, schon abenteuerlich genug, wie früher die Ritter in einer Burg herumzulaufen, aber dieses riesige Vieh mit dem dicken, gehörnten, schwarzen Schädel im Burgsaal war der Knüller und natürlich auch voll gruselig für einen kleinen, jungen Menschen. Am Westring hinter der Brücke über die Schwalm schlängelt sich ein Weg am Flussufer entlang in die Dilborner Benden, einem Gebiet mit Feuchtwiesen und Teichen. Hier wurde Mitte der 90er Jahre der natürliche Verlauf der Schwalm wiederhergestellt und damit ein wunderschönes Biotop geschaffen. Dort trifft m

Entlang der Nette zum De Wittsee

  Eine märchenhaft schöne Rundfahrt von gut 20 Kilometern durch das Nettetal kann man am Bahnhof in Boisheim beginnen. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum Breyeller See. Entlang des Ufers führt ein Weg durch kleine Wäldchen und an Feldrändern vorbei zum Nettebruch. Dort geht es am Westufer über einen schönen, schmalen Pfad weiter bis zur Breyeller Straße, welche Breyell und Lobberich miteinander verbindet. Hier biegt man rechts ab und nach knapp 30 Metern wieder nach links. Den Windmühlenbruch lässt man rechter Hand liegen und radelt Richtung Oberonnert weiter. Dahinter bietet sich die Möglichkeit, am Seeuferweg nach rechts abzubiegen. So gelangt man zum Ferkensbruch. Hinter der Brücke über den Mühlenbach befindet sich seit 2013 eine Fischtreppe, die Aalen, Rotaugen und Flussbarschen hilft, ungehindert von der Quelle zur Mündung und zurück zu gelangen. Mit dieser Maßnahme wurde aber nicht nur der Naturschutz unterstützt. So bietet der Platz, auf dem am Wegesrand Felsen aufges

Im Westen von Gladbach

Die Dorfschänke Rißdorf in Günhoven ist für mich immer wieder ein guter Grund, am frühen Abend den Drahtesel zu satteln und über die Felder Richtung Nordpark zu fahren. Mein Weg führt über Feldwege, durch den Hardter Wald und an der Kirche in Heiligenpesch vorbei. An St. Mariä Heimsuchung scheiden sich die Geister. Manche finden die Arrangements hinter der Kirch einfach nur kitschig, denn sie erinnern tatsächlich ein bisschen an einen Märchenpark aus den 70er Jahren, für andere ist es ein wunderbarer Ort der Besinnung. Eine absolute Besonderheit des Wallfahrtsortes sind nämlich die, hinter der Kirche gelegenen Grotten der 14 Nothelfer. In 14 Nischen befinden sich Statuen heiliger Frauen und Männer. Weitere Teile der Anlage sind die Lourdesgrotte mit einem Marienstandbild und die kleine Rochusgrotte, in der St. Rochus als Patron der Pilger diese willkommen heißt. Unweit der Grotten steht, hinter dem Stadion an einer Feldwegkreuzung eine hölzerne Picknick-Tisch-Sitzbank-Kombination, an

Oolderplas und Roermond

Im Westen von Roermond liegt das Dörfchen Ool. - Durch den Namen Roermond kann man sich übrigens ganz prima eine Eselsbrücke bauen, wenn man sich nicht merken kann, dass im Niederländischen „oe“ wie „u“ im Deutschen ausgesprochen wird. Hier mündet die Rur (niederländisch Roer) in die Maas. - Bei Ool liegt der Anfang eines Halbinselchens, welches von der Maas und zwei Seen Namens Oolderplas und Isabellagreend eingerahmt wird. Am westlichen Dorfrand befindet sich ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt für verschiedene Aktivitäten genutzt werden kann. Mehrere Strände und Buchten laden zum Schwimmen und Planschen ein. Unter der Woche ist es vormittags und spät abends nicht zu voll und je weiter man sich vom Parkplatz entfernt, desto weniger Menschen bevölkern die kleinen Badebuchten. Am Sandstrand findet man sogar Muscheln und man kann durchaus kurz das Gefühl bekommen, an der Nordsee zu sein. Vor allem, wenn man sich vorher ein paar Wieckse Witte gegönnt hat. Ich finde den Namen diese

Schloss Drachenburg & Drachenfels

  Im Mai 2020 saß ich mit meinem Schulfreund Micha im Garten und trank Bier. Micha war Mitte der 90er Jahre nach dem Abi nach Berlin gezogen und dort sesshaft geworden. Wie bei fast allen anderen „Berlinern“, die ich kenne, waren seine Heimatbesuche recht selten. Er tauchte immer nur zu wichtigen Ereignissen auf; Geburtstag der Frau Mama, Geburtstag von Jesus und Heimspiel gegen Köln. Unter Corona im ersten Lockdown war er vor der Enge in der Stadt und seiner kleinen Wohnung in der dritten Etage in Prenzelberg aufs Land geflohen. Wie zu Schulzeiten, nur ohne Unterricht, lebte er knapp drei Monate in seinem alten Kinderzimmer und wurde von seiner Mutter mit Frühstück, Mittag- und Abendessen versorgt. Da das kulturelle Angebot für einen verwöhnten Großstädter in unserer Heimatstadt schon vor Corona sehr bescheiden war, trafen wir uns gerne zum Biertrinken im Garten oder machten zusammen Radtouren. Dafür hatte ich ihm das alte Hollandrad meiner Oma zur Verfügung gestellt. - Das Radeln h